17. Clubbrief
Lapua
Diese finnische Firma hat mir heute die 2. Auflage ihres Wiederladebuches zugesandt. Weiss nicht, wie ich zu der Ehre komme, aber ein Hinweis ist dabei: Lapua stellt die Patrone ".30-357 AeT" her, die Nicola Bandini von der Zeitschrift "Armi e Tiro" als italienische Sensation propagiert hat. Sie war für den Silhouetten-Revolver von Pietta (FAP) gedacht und entspricht der ".30 Picra", die Ivo Picek für Feldpistole entwickelt hatte.
Nun hatte ich in unserm Rundbrief Nr. 3 belegt, dass der Impuls nicht annähernd reicht, um den Grosskaliber-Widder in 200 m zu fällen. Esko Lempola hat dann auch Lapua daraufhin angesprochen und unter "Products 2001" ist die schmalbrüstige Revolver-Patrone nur noch aufgeführt, um " auf 100 yards Silhouetten zu fällen oder für die Jagd". Dafür reicht sie sicher, denn um auf weniger als halbe Distanz einen knapp 1/4 so schweren Widder umzustossen, reicht auch eine .22 Hornet. Insider lächeln natürlich, dass die Patrone nach der Zeitschrift benannt wurde, in der sie vorgestellt und hochgelobt wurde. Dass die deutsche Zeitschrift "Visier" danach eine Übersetzung als mehrseitigen Artikel publizierte und damit ins gleiche Horn stiess, ist etwas seltsam.
In dem Bericht wurden Streukreise veröffentlicht, nach denen Silhouetten kaum zu treffen wären, aber ich glaube, dass der Pietta-Revolver deutlich besser schiesst, als es der Testschütze vermochte. Ich habe in den letzten 14 Jahren auf keinem Wettkampf einen Italiener getroffen. Bei der Gründung der AETSM hatte sich zwar einer gemeldet, aber danach wurden Anfragen der IMSSU nie beantwortet. Seltsamerweise taucht in den aktuellen Unterlagen der IHMSA ein "Matchdirector Italy" auf. Da keine Adresse existiert, konnte ich nicht herausfinden, was er tut. Vielleicht Wein herstellen? Ich liebe die ligurische Küche und schiessen kann ich ja selber!
Das neue Wiederladebuch von Lapua macht jedoch einen seriösen Eindruck, obwohl (oder, weil) die im Beiblatt angekündigte .30-357 AeT nicht aufgeführt ist!
IWM
Der Solothurner Verlag, unter dessen Fittichen das Internationale Waffen Magazin schon länger gedieh, hat kurz hintereinander den gfi-Verlag (Caliber, Waffenmarkt) und die Zeitschrift Visier übernommen. Das hätte eine interessante Konzeption geben können. Nun hat der Besitzer entschieden, dass das IWM wieder SWM (Schweizer Waffen Magazin) heissen soll und als Beilage von max. 48 Seiten in das Visier geheftet wird. Wollte man damit den "Bildzeitungs-Ruf" von Visier mit den reputierten Autoren des IWM aufpolieren, scheint das in die Hose zu gehen.
Einige haben ihre Mitarbeit gekündigt, andere verbitten sich jede Visier-"Modifikation" ihrer Artikel. Da braucht der Chefredakteur gute Nerven!
Schon ab Nr. 3 soll die Entscheidung greifen - also in 2 Wochen am Kiosk.
Pro Idee
Im Katalog diese Unternehmens für praktische Luxusgüter wird eine Uhr (Artikel 580-431) angepriesen mit: "Das Gehäuse ist aus Titan gefertigt - jenem Hochleistungsmetall, das etwa so leicht ist wie Aluminium - aber 4-mal fester als Stahl". Ist damit 5-fache Festigkeit gemeint?
Ich machte mir den Spass und schrieb der Geschäftsleitung:
Dies trifft nun mal nicht annähernd zu. Alu hat ein spezifisches Gewicht von 2,7 und Titan 4,5. Also ist Ti zwei Drittel schwerer als Aluminium. Titan besitzt eine Festigkeit um 400 N/qcm. Gute Stähle erreichen 1.200 N/qcm und mehr. Die besten Titanlegierungen, wie sie in der Raumfahrt eingesetzt werden, kommen gerade mal auf diesen Wert. Dieses Wundermaterial wird jedoch kaum für Gebrauchsgüter eingesetzt, da es sehr schwer zu bearbeiten ist.
Aber vielleicht verwenden Sie ein Titan, das mir noch unbekannt und wirklich viermal fester als Stahl bei Gewicht von Alu ist. Das wäre dann rund 20 mal besser als üblich und immer noch vielfach besser als alle mir bekannten Titanlegierungen. Denn schliesslich weisen Sie darauf hin: "In dieser Ausführung exklusiv bei Pro-Idee."
Nun sind Angaben in Katalogen verbindlich und Teil des Angebotes. Von einem Druckfehler lässt sich hier wohl kaum ausgehen.
Nun antwortete mir eine Frau Neycken:
"Bezüglich der Katalogangaben zu unserem Artikel teilte uns unser Lieferant
folgendes mit:
Der Laie weiß wahrscheinlich nicht, dass Titan ein metallisches Element ist, bzw. welche Eigenschaften es hat. Die Beschreibung soll aber vermitteln, dass Titan ein sehr leichtes, hochwertiges und für den Uhrenbau in vielerlei Hinsicht ideales Material ist.
Zu den Details:
Gemessen daran, dass es Metalle mit Dichten weit über 20 g/cm3 gibt und das Bezugsmaterial "Edelstahl" etwa eine Dichte von 8 g/cm3 hat, meint der Lieferant, dass Titan etwa so schwer wie Aluminium ist oder zumindest "wesentlich leichter als übliche Uhrengehäusematerialien wie Messing, Gold, Silber oder Stahl".
Gute (hochwertige) Stähle erreichen natürlich höhere Festigkeitswerte als normale Stähle. Genauso erreichen bestimmte Titanlegierungen außerordentlich hohe Festigkeiten.
Bei unserem (zugegebenermaßen - volkstümlichen und vereinfachten) Vergleich vergleichen wir natürlich "normales Titan" mit "normalem Stahl" wie ihn jeder kennt. Hier trifft, nach dem Wissen des Lieferanten zu, dass Titan bezogen auf die gleiche Masse eine etwa 4mal höhere Festigkeit hat als Stahl.
Als Titan-Konstrukteur kennen Sie sehr wohl die Vorzüge von diesem Material und stimmen mit uns überein, dass auch unser Durchschnitts-Titan dem Einsatz am Handgelenk durchaus gewachsen ist (auch wenn man in der Raumfahrt eine andere Legierung bevorzugen würde).
Der Lieferant kennt sehr viele Kunden (Kollegen, Bekannte, die seit Jahren eine der Titanuhren tragen) und weiß, dass alle von der Verschleißfestigkeit und dem Tragekomfort dieser Uhr angetan sind. Die qualitative Aussage des Katalogtextes ist damit sicherlich richtig und keinesfalls übertrieben.
Da konnte ich es mir nicht verkneifen, nochmals Salz in die Wunde zu streuen:
Sehr geehrte Frau Neycken,
die Argumentation Ihrer Firma ist haarsträubend: Sie sichern einem Produkt Eigenschaften zu, die dieses nicht annähernd hat und argumentieren dann mit Angaben des Lieferanten, die Sie entweder nicht überprüft haben oder von denen Sie wissen, das sie unsinnig sind. Auch wenn ein Laie die exakten Eigenschaften eines von ihnen benutzten Metalles nicht kennt, sollten sie keine falschen Angaben machen.
Zu Ihren Details:
- Metalle mit Dichten "weit über 20 g/cm3" sind mir nicht bekannt. Das momentan so viel diskutierte superschwere Uran von Panzergeschossen liegt noch unter 20 g/cm3. Welches Wundermaterial wollen sie denn jetzt schon wieder gefunden haben?
- Titan ist nicht "etwa so leicht wie Aluminium", sondern rund 66 Prozent schwerer. Wenn es Ihnen jedoch lediglich um das Gewicht geht, sind Kunststoffe deutlich leichter.
- Auch Ihr - wie Sie jetzt argumentieren - "volkstümlicher Vergleich", dass unlegiertes Titan eine viermal höhere Festigkeit als Stahl haben soll, trifft nicht annähernd zu. Es dürften kaum Stähle benutzt werden, deren Festigkeit unter den 400 N/cm2 von Titan liegen. Einfache stählerne Uhrengehäuse liegen bei etwa 600 - 800 N/cm2.
- Dass unlegiertes Titan (das Sie offensichtlich verwenden?) dem Einsatz am Handgelenk durchaus gewachsen ist, bezweifelt wohl niemand. Auch auf einfache Kunststoffe trifft dies zu.
Abschliessend bemerken Sie nochmals, dass "die qualitative Aussage des Katalogtextes richtig und keinesfalls übertrieben" sein. Den Beweis bleiben Sie jedoch schuldig, dass ihr Material "etwa so leicht wie Alu, aber 4-mal fester als Stahl" sein soll.
Da Ihre Firma immer noch technische Angaben macht, die nach meinem Kenntnisstand um ein vielfaches übertrieben sind, werde ich diese zugesicherten Eigenschaften überprüfen lassen. Nebulöse Ausreden, die von Ihrem Lieferanten stammen sollen, sind hier unerheblich.
Freundliche Grüsse
Guido J. Wasser
P.S.: Natürlich hat Titan diverse Vorteile im Uhrenbau, aber diese haben Sie nicht erwähnt.
So, ich glaube, nachdem ich den Schriftwechsel noch an Ranga Yogeshwar von der Wissenschaftsredaktion des WDR gesandt habe, lasse ich es.
Homepage
Hans Pollak, unser Web-Designer und Silhouetter schuftet richtig an den Seiten unseres Clubs. Er konnte sogar noch Systemadministratorin Birgit Lorek einspannen, denn es muss viel konvertiert werden. Schliesslich wollen wir keine der üblichen Chaos-Seiten mit langen Ladezeiten. Bezahlen können wir das sowieso nicht, aber vielleicht bringen wir Birgit dafür bei, wie man Silhouetten trifft. Die Testläufe waren schon sehr gut und die beiden haben in diversen Texten Fehler gefunden. Aus Platzgründen verzichten wir noch auf Bilder. Wer diese sehen will, kann sich die Originalveröffentlichung beim entsprechenden Verlag besorgen, da wir die Quellen immer angeben.
Generell werden Artikel erst bei erscheinen des jeweiligen Journals veröffentlicht, sodass man dieses dann besorgen kann. Wenn jedoch eine aktuelle Fortsetzung einer Geschichte schon 3/4 Jahre in der Redaktion liegt und noch nicht veröffentlicht ist, behalte ich mir Ausnahmen vor. Und natürlich werden Dinge, für die keine Zusagen zum Abdruck vorliegen oder nicht dafür gedacht sind, sofort ins Netz gestellt.
Zur IWA Mitte März kann jeder auf die Seite zugreifen! Ich werde dann auf die Adresse hinweisen.
Schönen Abend!
G. d´eau